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Dem Traum vom Hörfunk gefolgt

Otto Jerusalem wäre am 1. November 100 Jahre alt geworden

Sein ganzes Leben beschäftigte Otto Jerusalem sich mit dem Amateurfunk. Am 1. November hätte der Hobbytechniker nun seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Der 1910 in Herborn geborene Junge verlor früh seinen Vater, der im Ersten Weltkrieg ums Leben kam. Im Sommer 1924 nutzte Otto Jerusalem den Besuch in der Ford-Generalvertretung seines Onkels in Berlin, um sich intensiv mit dem Basteln von Radiogeräten zu beschäftigen. Zurück in seinem Geburtsort Herborn gelang es ihm anschließend, ein Empfangsgerät zu bauen. Somit wurde Jerusalem zum ersten Besitzer eines Radios in seinem Heimatort. 1928 ging der Hobbyfunker für ein Jahr nach Birmingham, um die englischen Sprache zu lernen, und wanderte dann nach Paris weiter, wo er das Französische lernte. Zurück in der Heimat kam dem jungen Technikbegeisterten die Weltwirtschaftskrise in die Quere, die ihm ein Studium an der Technischen Hochschule in Darmstadt unmöglich machte. Während einer Kaufmannslehre im großväterlichen Edelsteinbetrieb lernte Jerusalem dann im Selbststudium das Morsen und bewarb sich nach Abschluss der Lehre für den Erwerb einer Funklizenz. Diese wurde ihm aufgrund seines Namens während der 30er-Jahre verwehrt. 1940 wurde er dann trotzdem als Funker an die Front beordert.

Nach dem Krieg und nach Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft übernahm Jerusalem 1946 die Edelsteinschleiferei seines Vaters und baute zusammen mit seinem Bruder Kurt und seinem Cousin Hermann Schwinn das Geschäft wieder auf. Erst 1962 konnte sich der Hobbyfunker wieder auf seine Leidenschaft besinnen und errichtete eine große Funkerstation, die Nachrichten in alle Welt ausstrahlte und aus allen Teilen der Erde empfing.

Mit 97 Jahren starb der auch als Hobbyfotograf und Imker tätige Exportkaufmann in seinem Heimatort Herborn. Bis zu seinem Tod war er in guter geistiger und körperlicher Verfassung.

Nahe Zeitung vom Freitag, 29. Oktober 2010, Seite 17

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